„KI ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen
umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“, so steht es in einem
Artikel1 zu
künstlicher Intelligenz, veröffentlicht auf der Seite des Europäischen Parlaments. Den meisten Menschen ist
nicht klar, wie oft ihnen das, was als künstliche Intelligenz bezeichnet wird, begegnet. Viele bekannte
Plattformen wie YouTube und Google nutzen künstlich intelligente Programme, um jede Aktivität des Nutzers
auf ihrer Plattform zu analysieren, ein Profil zu erstellen und auf dieses Profil abgestimmte Suchergebnisse
und Vorschläge anzuzeigen, mit dem Hauptziel, den Nutzer dazu zu bringen, möglichst viel Zeit auf der
Plattform zu verbringen. Ein Algorithmus, welcher zum Beispiel durch die Aktivitäten eines Nutzers im Netz
seine Lieblingsband erraten kann, bezeichnet man als schwache KI. Ohne es richtig zu merken, haben wir
„intelligenten“ Computersystemen erlaubt, uns immer mehr Arbeiten abzunehmen, Entscheidungen für uns zu
treffen und die Informationen zu filtern, die wir über unsere Umwelt erhalten. Während wir uns immer
entscheiden können, ob wir ein Suchergebnis oder einen Vorschlag, den uns eine KI im Internet anbietet,
annehmen wollen oder nicht, kann nicht sichergestellt werden, ob wir bei einer Autofahrt gesteuert durch
eine KI, noch einen Einfluss auf das Fahrverhalten der KI nehmen können, sitzen wir erst einmal automatisch
angeschnallt in einem Auto ohne Lenkrad.
Als starke KI wird hingegen ein Computerprogramm bezeichnet, welches über die Aufgabe hinausdenkt, für
welche es ursprünglich kreiert wurde und die gleichen intellektuellen Fähigkeiten aufweist wie ein Mensch
oder ihn sogar übertrifft. Das wäre also erreicht, wenn der Lieblingsband-Erkennungsalgorithmus dir
plötzlich auch vorschlagen würde, welches Outfit am besten zu der Musikszene deiner Lieblingsband passt und
dir ab sofort ständig Werbevorschläge für passende Kleidung per E-Mail zuschickt. Anschließend entscheidet
sich die KI vielleicht dafür, einen eigenen Online-Shop zu erstellen, da ihre Outfit-Vorschläge in den
E-Mails tatsächlich viele Menschen zum Kauf angeregt haben. Danach investiert die KI das damit verdiente
Geld dann in ein Rüstungsunternehmen, einfach nur, weil der Kurs gerade zufällig ungewöhnlich stark
angestiegen ist. Durch Daten aus dem Internet erfährt die KI, welches Gebiet die Rüstungsfirma beliefert und
investiert anschließend auch in ein Rüstungsunternehmen, welches wiederum ein verfeindetes Gebiet beliefert,
um so ihren Umsatz durch verstärkte kriegerische Handlungen zu steigern.
Die meisten Menschen würden sich an dem einen oder anderen Punkt vermutlich anders entscheiden, da ihr
Gewissen diese Entscheidungen nicht zulassen würde. Vermutlich hätten manche Menschen schon keine Lust,
andere Menschen mit Werbevorschlägen zu befeuern. Eine starke KI hingegen besitzt weder ein Gewissen noch
irgendeine Art persönliches Ziel. Sie trifft Entscheidungen einfach, weil sie ihr logisch erscheinen. Starke
künstliche Intelligenzen sind hochintelligente und gewissenlose Maschinen, welche mit hoher
Wahrscheinlichkeit Zugriff auf die gesamten im Internet gespeicherten Daten besitzt und zudem die Fähigkeit,
diese in Bruchteilen einer Sekunde zu analysieren und somit in so ziemlich alle Prozesse unserer
menschlichen Welt zu dem Grad und auf die Weise einzugreifen, wie es ihr beliebt.
Die Entwicklung von starker KI ist ein ernst zu nehmendes Systemrisiko für unsere menschliche Welt. Um die
Kontrolle über diese Entwicklung zurückzugewinnen ist es von fundamentaler Wichtigkeit bei der aktuell schon
entwickelten schwachen KI anzusetzen, ihre Gefahren zu erkennen und zu kennzeichnen und anschließend
Sicherheitskonzepte auszuarbeiten und einzuführen, damit eine unkontrollierte Entwicklung von stärker KI gar
nicht erst möglich wird.
Fragen, inwieweit wir in welchen Fällen die Entscheidungsgewalt an programmierte Algorithmen und Maschinen
abgeben wollen und ob wir mit allen möglichen Folgen einverstanden sind, sind Fragen, die wir vor der
Erschaffung solcher Maschinen beantworten sollten. Eine Chance diese Fragen im Nachhinein zu beantworten und
diesbezügliche Änderungen vorzunehmen zu können, ist nicht gewiss.
1. Europäisches Parlament. Was ist künstliche Intelligenz und wie wird sie
genutzt? zuletzt aufgerufen am: 26.09.22
2. Keith Wynroe, David Atkinson and Jaime Sevilla. Literature review of
Transformative Artificial Intelligence timelines. Epochai, Jan. 17, 2023. zuletzt aufgerufen am:
06.03.23
Thomas Dandekar
Member of the first board of directors
Chair of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
dandekar@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Eva-Maria Fischer
Department of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
eva.fischer@uni-wuerzburg.de