Viele Faktoren machen Kriege in der Zukunft immer wahrscheinlicher und gefährlicher. Unter
anderem zählen dazu auch die anderen Systemrisiken, die auf dieser Webseite vorgestellt werden. Auf der
Webseite des Medienunternehmens „The bulletin of atomic scientists“, welches auch die berühmte „Doomsday
clock“ veröffentlicht hat, werden Artikel zu verschiedenen Bedrohungen der menschlichen Existenz
herausgegeben, wobei der Fokus auf nuklearen Risiken, dem Klimawandel und bahnbrechenden Technologien liegt.
Als gemeinsamer Zusammenhang dieser Systemrisiken, wird auf ihrer Webseite die Überzeugung genannt, dass sie
alle menschengemacht sind und deshalb wiederum auch von uns kontrolliert werden können.
Durch den Klimawandel werden jetzt schon sehr heiße und trockene Gebiete, in Zukunft wahrscheinlich
unbewohnbar werden. In vielen der betroffenen Gebiete leben eine große Anzahl von Menschen, welche schon
jetzt unter Armut und Hunger leiden. Die Aussicht, dass diese Länder selbst geeignete Schutzmaßnahmen
erarbeiten und ausführen können, um die dortige Gesellschaft vor der steigenden Durchschnittstemperatur und
der Trockenheit zu schützen, ist ungewiss und unwahrscheinlich. Zu erwarten ist eine nie da gewesene
Massenbewegung von Flüchtlingen aus den betroffenen Gebieten. Die stark unterschiedliche Bereitschaft
verschiedener Menschen, Gruppierungen und Länder Flüchtlinge aufzunehmen, sorgt aktuell schon für große
Spannungen und kann durch die fortschreitende Zuspitzung der Lage, als Kriegsrisiko eingestuft werden. In
dem Buch "Climate wars" von Gwynne Dyer, einem renommierten Historiker, Autor, Professor und geopolitischen
Analysten, wird ein durchaus realistisches Bild der nahen Zukunft gezeichnet, in welcher durch die Folgen
des Klimawandels ein globaler Überlebenskampf ausbricht. Ebenso können künftige Pandemien als Kriegsrisiko
eingestuft werden. Auch hier stellt der unterschiedliche Umgang verschiedener Länder mit Pandemien,
beispielsweise bezogen auf ihre Sicherheitspolitik und unterschiedliche Führung des Gesundheitswesens, ein
starkes Aggressionspotenzial da. Auch hier ist eine starke Verschärfung der Lage zu erwarten, da Pandemien
durch das stetige Vordringen von Menschen in unberührte Naturräume immer wahrscheinlicher werden. Als
größtes Risiko sollte jedoch die künstliche Intelligenz eingestuft werden. Begründet werden kann dies vor
allem im Hinblick auf die vielseitigen bekannten und noch unbekannten und unschätzbaren Risiken für die
globale Sicherheit, welche von KI-Technologien ausgehen. Hoch technisierten und unbemannten Waffensysteme,
sind nur ein Bruchteil der vielseitigen Möglichkeiten, welche künstliche Intelligenz der modernen
Kriegsführung bietet. Auch die Weiterentwicklung anderer Technologien wie z.B. Quantentechnologie,
Anti-Satellit Waffen (ASAT), Hyperschall- und Energiewaffen, synthetische Biologie, physisches und
kognitives menschliches Design, verstärken die Wahrscheinlichkeit von Kriegen. In einer Studie vom Institut
für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität in Hamburg (IFSH), wurden künftige Auswirkungen
dieser und einiger weiterer Technologien auf internationale Stabilität und menschliche Sicherheit
diskutiert.1 Obwohl die Experten, welche im Rahmen dieser Studie befragt wurden, die Möglichkeit
hatten
„die potenziell positiven Auswirkungen der neuen Technologien hervorzuheben, gingen sie davon aus, dass alle
Technologien entweder die internationale Stabilität oder die menschliche Sicherheit schwächen werden, und
manchmal auch beides.“1
Immer gefährlichere Technologien werden unterschiedlich schnell in den verschiedenen Ländern entwickelt, was
eine immer stärkere und schneller wechselnde Umverteilung der Macht zufolge hat. Doch auch einzelne Personen
haben eine immer größere Zerstörungsmacht, beispielsweise durch Experimente mit synthetischer Biologie im
Keller. In Deutschland gibt es strenge Vorschriften für den Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen.
In den USA kann man für ein paar Dollar Biohacking-Kits im Internet bestellen, mit denen man zum Beispiel
eigene transgene Bakterien herstellen kann.2,3 Tatsächlich ist das Züchten transgener Organismen
auch
ohne so einen Bausatz aus dem Internet, ziemlich einfach und brauchbare Informationen dafür im Internet für
jeden frei zugänglich. Für zukünftige Kriege braucht es praktisch nicht einmal mehr ganze Nationen, sondern
vielleicht nur zwei verfeindete Gemeinschaften oder eine zerstörungswütige Person.
Um die Wahrscheinlichkeit von Kriegen zu reduzieren oder deren Ausmaße wenigstens stark einzudämmen,
benötigt es erneut ein Portfolio aus vielseitigen Lösungsmethoden und ein verstärktes globales Interesse,
diese auch in die Praxis umzusetzen. Im Abschnitt Lösungsansätze werden einige lokale und globale Methoden
vorgestellt und diskutiert.
1. Marina Favaro, Dr. Neil Renic, Dr. Ulrich Kühn. Negative Multiplicity:
Forecasting the Future Impact of Emerging Technologies on International Stability and Human Security.
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, 26.09.2022.
zuletzt aufgerufen am: 15.03.23
2. Deustchlandfunk: Gentechnik-Spaß für zu Hause. 14. September 2017.
zuletzt aufgerufen am: 17.03.23
3. Ärztezeitung: Sind Gentech-Baukästen für Zuhause eine Gesundheitsgefahr?
14.09.2017. zuletzt aufgerufen am: 17.03.23
Thomas Dandekar
Member of the first board of directors
Chair of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
dandekar@biozentrum.uni-wuerzburg.de
Eva-Maria Fischer
Department of Bioinformatics
Biozentrum
Am Hubland
D-97074 Wuerzburg
eva.fischer@uni-wuerzburg.de